Erhalt und Entwicklung der Kulturlandschaft
ELER Förderung
Erhalt und Entwicklung der vielfältigen Kulturlandschaft in einer Modellregion Hondelage
Das Projekt ist unterteilt in acht Teilbereiche – die jeweils eigenständig zu einem geschlossenen Gesamtkonzept führen.
- Sicherung und Entwicklung der Biodiversität des Lebensraums Obstwiese, insbesondere für die Indikatorart Steinkauz
- Nachhaltige Sicherung von Amphibienpopulationen und naturschutzgerechtes Wirtschaften auf Feuchtgrünland.
- Besucherlenkungsmaßnahmen
- Aufwertung naturnaher Landschaftselemente im Wald
- Verbesserung von Naturschutz- und Umweltbildungsangeboten insbesondere für Kinder, erwartete Flüchtlinge und Förderung der Inklusion
- Ankauf einer artenreichen Pfeifengraswiese
- Kieslaichhabitate und Sohlsicherung an der Schunter in Hondelage
- Altarm als Winterunterstand für Fische an der Schunter
Entwicklung der Biodiversität des Lebensraumes Obstwiese
Ausgangssituation
Bereits 1991 haben wir in Hondelage die erste Streuobstwiese angelegt. Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte sind auf 30 verschiedenen Teilflächen viele Anpflanzungen hinzugekommen.
Ende September 2015 konnten wir eine überraschende Beobachtung machen – einen Steinkauz. Mit dem Einwandern der charakteristischen Vogelarten hatten wir in dem jungen Baumbestand noch nicht gerechnet. Das Vorkommen des Steinkauzes ist nur im Ostharz bekannt und stellt im Braunschweiger Raum eine Besonderheit dar.
Die guten Lebensbedingungen lassen sich gewiss auch auf die günstige Kombination von Anpflanzungen, renaturierten und neu angelegten Gewässern und unser Beweidungsprojekt zurückführen.
Projektziel und Maßnahmen
Um den Lebensraum für den Steinkauz und weitere Lebensgemeinschaften der Streuobstwiesen weiter zu verbessern, wollen wir die abgestorbenen ca. 200 Obstbäume ersetzen und weitere Bäume als Vernetzungsstrukuren in einem Kooperationsprojekt mit den Hondelager Jägern anpflanzen Zudem wird ein Gewässer angelegt und Weiden werden eingezäunt. Als ergänzende Strukturverbesserungsmaßnahmen werden wir ca. 130 Totholz-, Stein- sowie Heu- und Strohhaufen anlegen.
Sicherung von Amphibienpopulationen und naturschutzgerechtes Wirtschaften auf Feuchtgrünland.
Seit 25 Jahren setzt sich der FUN für die Sicherung von Amphibienpopulationen ein. Ein Helferteam betreut dabei zur Amphibienwanderung jährlich drei Amphibienwechsel bei Hondelage. Zudem wurden mehr als 200 Gewässer angelegt, um die Reproduktion zu verbessern. In der Schunteraue wurde 2007 der Laubfrosch wieder angesiedelt.
Pflege der Laubfroschlaichgewässer
Zum dauerhaften Erhalt der neu angelegten Gewässer müssen diese vor dem Zuwachsen bewahrt werden. Auf unseren Flächen realisieren wir das durch Beweidung.
Um auf den Bereichen um zwei neue Gewässer die Beweidung zu ermöglichen, müssen die Areale auf 2600 m eingezäunt werden. Die Pflege übernimmt der FUN mit ehrenamtlichen Helfern und den eigenen Wasserbüffeln. Um den für eine extensive Beweidung häufig erforderlichen Tiertransport zu ermöglichen, ist die Anschaffung eines Viehanhängers vorgesehen.
Insbesondere für die Winterfütterung der Tiere ist die Beschaffung von zwei Futterraufen und einer Rundballenpresse vorgesehen.
Moorfroschansiedlung
Die natürliche Ausbreitung des Moorfrosches (z.B. aus Riddagshausen) ist aufgrund von Bebauung und Straßen kaum möglich. Deshalb ist geplant, den Moorfrosch (durch Entnahme von Laich und Aufzucht der Larven) in der Schunteraue bei Hondelage wieder anzusiedeln. Hier findet er zahlreiche Feuchtwiesenkomplexe und einen entsprechenden Landlebensraum und Ausbreitungsmöglichkeiten.
Amphibiengerechte Mahd
Auf allen von uns genutzten Wiesen und Weiden haben wir Laichgewässer für Amphibien angelegt. Durch Untersuchungen ist belegt, dass Amphibienpopulationen auf Mähwiesen durch die Mahd geschädigt werden. Als amphibienfreundlichstes Mähgerät hat sich der Balkenmäher erwiesen, den wir zukünftig auf unseren Wiesen einsetzen wollen. Dafür ist ein Traktor mit entsprechender Hubkraft und moderner Hydraulik erforderlich, den wir im Rahmen dieses Projektes erwerben wollen.
Besucherlenkungsmaßnahmen
Die renaturierte Schunteraue hat sich aufgrund der Vielgestaltigkeit der durchgeführten Maßnahmen zu einem beliebten Naherholungsgebiet im Osten von Braunschweig entwickelt. Auf neuen Wanderwegen und Beobachtungshügeln kann jeder Besucher die Natur erleben: das strukturierte Flussbett, die offene Landschaft der Aue mit den Stillgewässern und viele Vogelarten sind zu sehen. Um den Besuchern einen schönen Rundweg zu ermöglichen, soll 2019 durch die Stadt Braunschweig eine Fußgänger-/Radfahrer-Brücke über die Schunter im Bereich des Giesebergs gebaut werden. Ergänzend möchten wir zwei Besucherbänke installieren.
Anpflanzung einer Hecke in der Schunteraue
Um die Besucher zu lenken und das Wild vor Störungen abzuschirmen, möchte der FUN eine 250 m lange Hecke anpflanzen.
Abschirmung eines Kranichlebensraums
Erstmals in 2015 brüten im FFH- und EU-Vogelschutzgebiet Kraniche. Um dieses Gebiet von einem vorbeiführenden Wanderweg abzuschirmen, möchte der FUN hier eine 250m lange, lückige Hecke pflanzen.
Aufwertung naturnaher Landschaftselemente im Wald
Mit der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz haben wir eine Kooperation, um 12,8 ha eines alten Eichen-Hainbuchenwaldes aus der Nutzung zu nehmen und zu einem Urwald zu entwickeln.
In diesem Waldbereich ist geplant, die geraden, wasserabführenden Gräben zu verfüllen um die Wasserrückhaltung im Wald zu fördern. Um Besuchern eine Raststätte und Informationen zu den Maßnahmen zu bieten ist eine Bank am Wegesrand sowie eine Informationstafel geplant.
Verbesserung von Naturschutz- und Umweltbildungsangeboten insbesondere für Kinder, erwartete Flüchtlinge und zur Förderung der Inklusion
Kindgerechte Ausstellung
Im NaturErlebnisZentrum Hondelage (http://www.der-loewe.info/ein-haus-aus-bio-stroh/) wurde als zentrales Element eine Ausstellung realisiert. Die Ausstellung zeigt die vielfältigen Veränderungen in der Kulturlandschaft um Hondelage während der letzten 25 Jahre.
Erste Führungen mit Kindergärten haben jedoch gezeigt, dass die Ausstellung für Kinder verbessert werden muss. In einer Arbeitsgruppe wurden folgende verschiedene Vorschläge erarbeitet:
Ein Roboter soll die Führung durch die Ausstellung begleiten. Das Konzept und die Realisierung übernimmt in Zusammenarbeit mit dem FUN Prof. Gerndt von der - Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel - Ostfalia University of Applied Sciences - Fakultät Informatik - Computer Science Department Hochschule. Optionale Spracherweiterungen können ev. auch den Zugang für Flüchtlinge und ausländische Gäste ermöglichen.
Das Leben in einem Meisenkasten möchten wir mittels einer Webcam nach innen auf einen Monitor übertragen. Ein überdimensionales Modell einer Ameise können Kinder zusammenbauen und ein Boden-Puzzle mit verschiedenen Naturmotiven soll zum Mitspielen anregen. Eine kindgerechte Quiz -Reihe über Tiere und Natur soll auf einem Monitor installiert werden. Weiterhin möchten wir begleitend zu bereits vorhandenen Tierbildern an den Fenstern die zugehörigen Tierstimmen hörbar machen.
An einer Fühl- und Riechstation sollen Kinder Natureindrücke bekommen und an einer Malstation können alle Eindrücke kreativ verarbeitet werden.
Steg
Im Außenbereich der Ausstellung können Kinder vielfältige Lebensräume erkunden: Insekten der Feucht-, Sand- und Kalkmagerrasenbereiche und des Moorbiotops beobachten oder am Teich nach Insekten und Fröschen keschern. Um auch den Teichlebensraum barrierefrei erleben zu können, haben wir einen 3 x 3 m großen Steg ins Gewässer geplant.
Fossilienbergung
Der Geopunkt in Hondelage, wo mittlerweile vier Ichthyosaurier in einem Kooperationsprojekt mit dem Staatlichen Naturhistorischen Museum geborgen wurden, zählt zu den attraktivsten Fundstellen für Fossiliensammler im gesamten Braunschweiger Raum. Viele Sammler und auch ganze Familien besuchen den Ort um auf dem Suchhaufen selbst nach Fossilien zu suchen. Der Haufen wurde über die Jahre stark ausgedünnt, neues Material müssen wir auf einem nahen Acker bergen um den Suchhaufen wieder attraktiv zu gestalten. Nur wenn ausreichend Material vorhanden ist, lässt sich das Interesse an den Tieren aus der Urzeit und unserer Umwelt aufrecht erhalten.
Erstellung einer Broschüre „Vielfältige Kulturlandschaft in Hondelage“
Der FUN hat bereits etliche kleine Broschüren zu verschiedenen Projekten erstellt und ca. 70 Informationstafeln aufgestellt. In einer weiteren Broschüre möchten wir über die Lebensräume von Tieren und Pflanzen im nordöstlichen Braunschweig berichten.
Die neue Broschüre soll vermitteln, dass man durch Engagement eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft erhalten, entwickeln und sichern kann.
Die vorhandene Biodiversität werden wir aufzeigen: Über die Kammmolche, das Vorkommen von Blaukehlchen und Bartmeisen und dem Laubfrosch werden wir berichten. Wir werden damit den interessierten Lesern die Bedeutung unserer Landschaft für die Naherholung und den Naturschutz sehr gut vermitteln können.
Ankauf einer artenreichen Pfeifengraswiese
Eine artenreiche Wiese im Osten von Braunschweig pflegt der FUN bereits seit 20 Jahren. Die Pfeifengraswiese ist mit insgesamt 51 Arten als artenreich zu bezeichnen, zumal darunter 6 gefährdete und 2 Arten der Vorwarnliste vorkommen.
Die Wiese, mit dem einzigen bekannten Vorkommen des Sumpfgrashüpfers in der Region Braunschweig, ist besonders für die Heuschrecken von herausragender Bedeutung.
Der FUN möchte die in Privatbesitz befindliche Fläche gerne erwerben um die Biodiversität der Wiese dauerhaft sicherzustellen.
Kieslaichhabitate und Sohlsicherung an der Schunter in Hondelage
In den letzten Jahren konnte die Niederung der Schunter für eine Renaturierung verfügbar gemacht werden. Umfangreiche Maßnahmen wie die Anlage von Flutrinnen, Flutmulden und Sukzessionsflächen wurden durchgeführt.
Die Schunter selbst blieb überwiegend begradigt und ist zum Teil unnatürlich tief in das Gelände eingeschnitten.
Mit dem Einbau von durchgehenden Kiesgürteln als Sohlgleiten und Rauschen kann die bisherige fortschreitende Tendenz zur Tiefenerosion aufgehalten werden. Danach kann die Erosion auf die Seiten gelenkt und eine häufigere Ausuferung ermöglicht werden – das Fließgewässer kann sich so der mitgeführten Sedimentbelastung in der Aue entledigen. Auf der Fließstrecke und in den angrenzenden Auen wird sich dadurch eine typische Arten- und Biotopvielfalt entwickeln.
Altarm der Schunter als Winterunterstand für Fische
Bei früheren Begradigungen der Schunter im Nordosten Braunschweigs wurden die Nebenläufe abgetrennt und verfüllt. Durch Tiefenerosion fielen selbst verbliebene Geländesenken und Flutmulden trocken, so dass Altarme und Altgewässer auf ganzer Strecke fehlen. Diese sind sowohl für die Vermehrung der Fische und als Winterunterstand erforderlich.
Im Projekt soll eine geeignete Geländesenke als Altarm aufgeweitet und so vertieft werden, dass sich dort Fische im Winter zurückziehen können.
Das Gesamtprojekt wird durch Mittel und ehrenamtliche Arbeit des FUN sowie mit Unterstützung durch die EU, die SBK, die NLWKN, die Stadt Braunschweig und die Bingo Umweltstiftung ermöglicht.