Warum wird eine Flurneuordnung durchgeführt?

Beim Ausbau der Bundesautobahn A2 werden erhebliche Flächen überbaut und gehen somit der Pflanzen- und Tierwelt verloren oder werden entwertet. Diese Verluste müssen nach dem Niedersächsischen Naturschutzgesetz durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensiert werden. Es können z.B. Ackerflächen in Grünland oder in Wald umgewandelt werden.
Unter Mitarbeit der Landwirte von Hondelage soll nun versucht werden, für diese Kompensationsmaßnahmen sowohl aus Sicht des Naturschutzes als auch der Landwirtschaft möglichst geeignete Flächenausschnitte und Maßnahmenziele zu finden.
Aufgrund einer umfassenden Landschaftsbewertung werden auch andere Belange, wie der Erhalt der
Kulturlandschaft und die Wasserwirtschaft in einem Gesamtkonzept zur Flurneuordnung berücksichtigt.

Flurneuordnung = Landwirtschaft + Naturschutz

Infolge der jahrhundertelangen landwirtschaftlichen Nutzung durch Ackerbau, Viehzucht und Besiedlung entstand aus der ursprünglichen, mit Wald bestandenen Landschaft die heutige Kulturlandschaft. Durch diese Umwandlung entstanden neue Lebensräume mit einer großen Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren. Mit der zunehmenden Überbauung und der Intensivierung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung kehrte sich diese Entwicklung jedoch um. Viele Tier- und Pflanzenarten sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben oder in ihrem Vorkommen stark gefährdet. Hauptursache ist die Umwandlung und Zerstörung von Lebensräumen.
Durch die Flurneuordnung kann der Bestand noch vorhandener Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume gesichert werden. Neue Biotope können entwickelt und durch geeignete Strukturen miteinander vernetzt werden.

Veränderungen in Hondelage

Vielfältige Veränderungen führten auch vor unserer Haustür zum Rückgang von Lebensräumen und Rückzugsgebieten für die heimischen Tier- und Pflanzenarten:
Der Grünlandanteil ist stark zurückgegangen. Durch Trockenlegung und Ackernutzung sind ehemals großflächige Grünländereien an der Schunter, an der Hagenriede und im Siekbruch zerstückelt. Die Schunter, die Hagenriede und der Rohrbruchgraben wurden begradigt und naturfern ausgebaut. Stillgewässer sind trockengelegt. Randstreifen, Hecken und Feldgehöze entlang von Wegen und Gräben oder zwischen den Feldern sind verlorengegangen oder sind in ihrer ökologischen Funktion als Lebensraum und Vernetzungselement stark beeinträchtigt.

Artenreiche Landschaften

Viele Tierarten sind im Laufe des Jahres auf verschiedene Lebensräume angewiesen, die sie unterschiedlich nutzen. Im Tagesverlauf suchen sie etwa zum Fressen und Ruhen verschiedene Landschaftsstrukturen auf. So finden Rebhühner Deckung an Hecken und Grabenrändern und nehmen auf Feldern und Wiesen ihre Nahrung auf. Grasfrösche wechseln zwischen Wiesen und Teichen und suchen zur Winterruhe oft Steinhaufen auf.
Damit Rebhühner, Grünfrösche und viele andere Arten sich wieder vermehren und ansiedeln können, ist es besonders wichtig, dass in Hondelage vermehrt Hecken-, Weg-, Feld- und Wiesenraine angelegt werden.

Gewässerrenaturierung

Eine vielfältige Landschaft ist ohne Gewässer nicht denkbar. Die fast flächendeckende Umgestaltung der Agrarlandschaft hat dazu geführt, dass viele Kleingewässer verschwunden sind und die Flüsse als ehemals grüne Lebensadern begradigt und kanalisiert wurden.
Die Flurneuordnung kann im Rahmen einer Gewässerrenaturierung helfen, die in den letzten Jahrzehnten entstandenen wasserwirtschaftlichen und ökologischen Schäden zu beseitigen, ohne der Landwirtschaft zu schaden.
Durch Uferbepflanzung, Wiederbelebung der historischen Auen und durch extensivere Nutzung von Grünland wird der Naturhaushalt insgesamt bereichert. Auch der Weißstorch findet dann in Hondelage wieder einen Lebensraum.

Landschaftspflege

Eine ökologisch verträgliche Umgestaltung der Landschaft erfordert die Entwicklung neuer Biotope und Pflegearbeiten. Es sollte dazu ein Landschaftspflegeverband gegründet werden, in dem die ortsansässigen Landwirte aktiv eingebunden sind.
Solche dem Naturschutz verpflichteten Landschaftspflegeverbände haben sich in Süddeutschland bewährt. Sie führen Landschaftspflegearbeiten z.B. für Straßenbauverwaltungen, Wasserverbände und Kommunen fachlich qualifiziert und wirtschaftlich durch.