oder: Auch sehr lange Wege führen manchmal zum FUN

Von Rochus Jonas

Kaum dass ich laufen konnte und zum Schrecken meiner Eltern sowie der alarmierten Nachbarschaft, zog es mich immer wieder in die nahegelegene Auenlandschaft um Wasserorganismen und allerlei Tierchen aus direkter Nähe zu beobachten. Dieser unbändige Freiheitswillen, gepaart mit selbsterklärtem Naturforscherdrang, zog sich durch meine Kindheit und Jugendjahre und machte die Zeit in den städtischen Beaufsichtigungsanstalten (Kindergarten; Schule) für alle Beteiligten nicht ganz einfach. In den Taschen immer ein paar Walnüsse, Kastanien oder Eicheln entstand über die Jahre aus dieser Naturverbundenheit immerhin das eine oder andere Gewächs.

Dennoch floss mein Leben so dahin, ohne dass diese innere Berufung auf fruchtbaren Boden bzw. die richtigen Multiplikatoren traf.

Erst nachdem ich im Jahr 2005 in das Siegfriedviertel gezogen bin und mit meiner Frau Maja den richtigen Menschen an meiner Seite hatte, der mir den Rücken freihält und selbstlos all meine spontanen Ausflüge und die daraus resultierenden Projektideen unterstützt, fügten sich die Dinge langsam zusammen.

So gab es im Siegfriedviertel zwar eine Menge Grünflächen, doch fehlte es gerade auf diesen „quadratisch-praktischen“ Grünbereichen an dem, was nach einer langen Winterzeit den Frühling ausmacht: bunte Blümchen und summende Bienchen!

Mit einer gehörigen Portion Naivität stellte ich im Bezirksrat meine Idee vor: „… die Stadt Braunschweig möge das Siegfriedviertel großflächig mit Wildkrokussen bepflanzen.“ Die Idee erhellte die Gesichter und fand wohlwollende Worte des Zuspruches aller Anwesenden.

Was ich da nicht wusste: Die Planung und Umsetzung des Projektes und das spätere Pflanzen von 130.000 Wildkrokussen sollte mich sehr tief in die Abläufe der kommunalen Strukturen eintauchen lassen und meine zukünftige „Freizeitgestaltung“ in völlig neue Bahnen lenken.

Schnell füllten sich Exceldateien mit Ansprechpartnern der ortsansässigen Baugesellschaften, Schulen, Vereinen, der Lebenshilfe sowie der städtischen Fachbereiche und vielen mehr.
Bittbriefe zur Bereitstellung von Flächen zur Bepflanzung wurden geschrieben und ein großer Zeitungsartikel erschien in der Braunschweiger Zeitung. An einem Wochenende stolperte ich dann eher zufällig in das große Treffen der Umweltverbände im Schul- und Bürgergarten am Dowesee. Wieder einmal etwas naiv dachte ich, diese umweltaktiven Menschen könnten mich mit ihrer Arbeitskraft bei meinem Krokusprojekt unterstützen. Ganz schnell setzte ich ein Schreiben auf, in dem ich für mein Frühblüherprojekt warb, ließ es von meiner Frau Maja den letzten Feinschliff verpassen und streute dutzendweise Kopien an den Ständen der versammelten umweltaktiven Gruppierungen.

Als Gegenleistung zur erhofften Unterstützung meines Frühblüherprojektes sollte es dann ein paar Wildkrokusse für die unterstützenden Umweltgruppen geben.

Tatsächlich meldete sich telefonisch kurz darauf ein Mensch vom Förderkreis Umwelt- und Naturschutz Hondelage, der Interesse an den Wildkrokussen hatte. Nachdem dieser gutmütige aber etwas wortkarge Mensch dann bei mir vor der Haustür stand wurden wir uns schnell handelseinig.

Er bekam Wildkrokusse von mir und ich durfte dafür meine Arbeitsleistung für das Pflanzen im mir damals völlig unbekanntem Ortsteil Hondelage zur Verfügung stellen.

Aus der niederländischen Geschichte wissen wir, dass ich nicht der erste bin, der sich mit Blumenzwiebeln verspekuliert hat.

Zu einem anderen schönen Vereinsjubiläum will ich Euch gerne erzählen, wie die Geschichte weiterging und geht, bis dahin habt noch etwas Geduld und lasst uns gemeinsam viele schöne Feste feiern.