Kamilla
Kamilla kam am 09.06.2020 als Tochter von Flora zur Welt. Im Alter von anderthalb Jahren hat sie sich an der Heuraufe die linke Hornscheide abgerissen. Die Verletzung ist gut verheilt, hat jedoch eine etwas veränderte Form des Hornes hinterlassen, anhand derer man Kamilla in ihrer Herde bereits von weitem erkennen kann.
Im August 2022 brachte sie zur Überraschung aller ihre Tochter Lisbeth zur Welt. Kamillas Trächtigkeit hatte sich aus einer Unachtsamkeit ergeben und war aufgrund ihres jungen Alters nicht vorgesehen gewesen. Markante körperliche Veränderungen ließen sich nicht ausmachen und so blieb ihre Trächtigkeit von allen unentdeckt. Umso überraschter waren wir, als eines Morgens die kleine Lisbeth auf der Weide stand, um die sich Kamilla fortan mit viel Aufmerksamkeit und Fürsorge kümmerte. Auch wenn Lisbeth mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen ist, ist die Verbindung der beiden nach wie vor sehr deutlich. Wir beobachten häufig, wie sie den Blick- und Körperkontakt der anderen suchen, beieinander liegen und zusammen grasen.
Obwohl sich Kamilla Menschen gegenüber sehr wachsam und zurückhaltend verhält, hat sie es stets akzeptiert, wenn wir uns mit ihrer Tochter beschäftigt haben. Sie selbst hat ihre Grenzen bezüglich einer Annährung immer sehr deutlich gemacht, ist dabei jedoch nie aggressiv oder dominant aufgetreten. Kamilla bringt ihr Unbehagen mit Situationen hingegen dadurch zum Ausdruck, dass sie sich irgendwann umdreht und diese verlässt. Doch hin und wieder scheint in ihr auch eine Seite aufzukommen, die sie aktiv die Nähe von ihr bekannten Personen suchen lässt. So kommt es beispielsweise vor, dass sie als einzige neugierig den Unterstand betritt, sich wiederkäuend zu uns gesellt und uns beim Ausmisten zusieht. Dabei scheint es sie auch nicht zu stören, wenn wir uns nah um sie herum bewegen. Angefasst werden möchte sie jedoch nicht, was wir akzeptieren.
Innerhalb der Herde hat es Kamilla mit ihrer rangniedrigen Position gelegentlich schwer. Konflikten geht sie eher aus dem Weg und versucht, nicht anzuecken. Diese zurückhaltende Art zeigt sie, ebenso wie ihre Mutter Flora, auch bei neuen und unbekannten Reizen, die sie sich erstmal mit gebührendem Abstand in Ruhe anschaut.